Was ist eigentlich eine Loge?

Verfasst von: Peter Michael Neuen
Im 18. Jahrhundert mit dem Beginn der Aufklärung entstehen zahlreiche geheime Gesellschaften, eine der bekanntesten sind die „Freimauerer“. Dieser Begriff "Freimaurer" leitet sich aus den Steinmetz-Zünften des Mittelalters ab, die ihr Wissen als Geheimnis hütete. Im Laufe der Zeit nahm man auch Nichthandwerker, wie Architekten, Künstler, Kaufleute und Offiziere auf, so dass aus der einstigen Handwerkerzunft eine Art Geheimgesellschaft wurde.

Man traf sich an geheimen und abgeschlossenen Orten, die so gewählt sein mussten, dass die Annäherung von Fremden sofort bemerkt und verhindert werden konnte, denn Spitzel gab es überall und die weltverändernden Ideen wurden von Seiten der Obrigkeit als Hochverrat angesehen. Und darauf warteten schon der Henker und sein Beil. Der Name des Versammlungsortes ging dann auf die Versammlung selbst über und man sprach allgemein nur noch von "Logen". Die Logen wandelten sich immer mehr in eine geistige Gemeinschaft und der größte Teil der freimaurerischen Grundwerte stammt aus dem Zeitalter der Aufklärung.

Ihre bedeutendsten Vertreter hatte sie besonders unter den Vätern der Amerikanischen Revolution, denken wir hier nur an General George Washington und die Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, von denen fast 80 Prozent Freimaurer waren. Und natürlich die Köpfe der Französischen Revolution, wie Marat, Mirabeau, Robespierre, Danton, die allesamt Freimaurer waren. Auch in der weiteren Geschichte waren immer Freimaurer beteiligt, die in der Geschichtsschreibung jedoch sehr oft unerwähnt bleiben. Sie traten stets für die Überwindung von nationalen und konfessionellen Gegensätze, Glaubens-, Gewissens- und Meinungsfreiheit ein und manche ließen dafür auch ihr Leben.

Auch heute kann jeder, ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Religion, Beruf, Bildungsgrad oder gesellschaftliche Position Mitglied in einer Loge werden. Man lernt dort Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Offenheit gegenüber Anderen und auch sich selbst, Vertrauen, Mitverantwortung und der korrekte Umgang miteinander. Somit ist die Loge auch eine Lebensschule, nämlich eine Schule der Menschlichkeit, denn im Zentrum der Logenarbeit steht die Überzeugung, dass die Fähigkeit zur Gestaltung und Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit im Menschen, sprich in uns selbst, tief verankert ist. Man muss sie nur wecken und fördern, so dass jeder selbst an seinem "rauhen Stein", also an sich selbst arbeitet.

Somit ist jeder seines Glückes Schmied, aber in der Gemeinschaft schmiedet es sich einfach besser und effektiver und man soll das Eisen ja bekanntlich schmieden, so lange es heiß ist. Kurz zusammengefasst ist die Loge eine überkonfessionelle und überparteiliche Gemeinschaft von Menschen unterschiedlicher Alters- und Berufsstruktur, für Hautfarbe, Religion und Nationalität keine Rolle spielt und für die die Brüderlichkeit und Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen. Für sie sind Werte wie „Treue“, Freundschaft“, „Brüderlichkeit“, „Aufrichtigkeit“, „Hilfsbereitschaft“, „freier Gedankenaustausch“ und „Geselligkeit“ immer noch von großer Bedeutung, gerade heute in den Zeiten von Corona, Vereinsamung und Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen.

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Artikelsignatur: Peter Michael Neuen | Autoren-Ressort: economy.reporters.de
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