Undercover - Arbeiten im Rumpf einer Yacht

Verfasst von: Marc Störmer
Vom Manager zum Handwerker, Recherche undercover
Vom Manager zum Handwerker, Recherche undercover  Bild: Marc Störmer
Frankfurt, im April 2018. Unabhängig recherchiert, das bedeutet immer auch Opfer bringen. Themen werden nicht brühwarm serviert, Equipment und Inhalte nicht vorgegeben, Realitäten nicht gespielt sondern erlebt. Journalismus undercover geht auch schon mal an die Substanz des menschlichen Körpers. Weg von tagesaktuellen, politischen Ereignissen, gibt es auch im Bereich Technik viel zu erleben. Vom Manager zum Handwerker, arbeiten in einer Bootswerft. Härter geht es kaum.

Stehen die wahren Luxusyachten in Miami (USA), Cannes (Frankreich), irgendwo im Mittelmeer oder der Adria wie Kotor (Montenegro), schippern aber durchaus auch attraktive Yachten auf den Binnengewässern Deutschlands. Von Hamburg bis München findet man alles zwischen 15 und 25 Metern. Verständlicherweise ist der Spaßfaktor - um den es ja schließlich beim Yachten geht - auf den sonnigen Weltmeeren viel größer als auf den wechselhaften Binnengewässern. In Buchten von angesagten Stränden und Clubs zu liegen ist mit nichts zu vergleichen. Das Flair des Treibens, welches an Land statt findet vom Wasser aus zu erleben, das ist Luxus pur. Wer möchte das nicht live erleben?

Ist es zu eng, bist du zu dick

Im Rumpf einer Yacht ist jeder Zentimeter optimiert. Zwischen Motor und Schiffsrumpf passt kaum noch ein normal gewachsener Mechaniker. Nicht selten müssen die schwierigsten Aufgaben von den schmächtigsten Kollegen ausgeführt werden. Und auch denen geht schon mal die Puste aus, wenn eine Schraube sich nicht lösen lässt, sich ein Bauteil beim Aus- oder Einbau verkantet, oder einfach Werkzeug oder Schrauben aus der Hand gleiten. Das Arbeiten im Rumpf einer Yacht grenzt an körperlicher Höchstleistung. Ist es zu eng, dann bist du einfach zu dick. Passender kann man es nicht formulieren.

Im Frühjahr auf's Wasser, im Herbst in die Halle

Alljährlich wiederholt sich das Prozedere. Die Yachtbesitzer von Großen Yachten oder einfach nur kleinen Sportbooten tummeln sich auf den Höfen der Werften. Im Frühjahr will jeder der Erste sein, der sein schwimmendes Gefährt auf's Wasser bekommt. Für die Werften bedeutet dies Höchstleistung. Alle Mann müssen mit anpacken und die teuren Gefährte aus den Hallen holen, abstauben, mit Frischwasser betanken und schließlich, nach einer ausführlichen Funktionskontrolle in's Wasser lassen. Was beim Bootsbesitzer allgemein als Slippen geläufig ist und bedeutet, das Boot über eine Slipanlage zu Wasser zu lassen, erledigen Werften mit modernen, oft selbst konstruierten Anhängern, mit denen sie mittels Stapler das gesamte Boot binnen kürzester Zeit komplett im Wasser ablassen.

Ähnlich wie die Camper, die Schrebergartenbesitzer oder die Strandurlauber sind die Boots- und Yachtbesitzer ein eigenes Völkchen. Zugegeben, viele von ihnen haben sich beruflich bewährt und das nötige Kleingeld auf die Seite gelegt um sich dieses Hobby zu leisten, aber warum auch nicht? Solange man einen guten Bootsbauer an der Hand hat, der sich um die kleinen und großen Reparaturen kümmert, ist der Spaß auf dem Wasser für die ganze Sommersaison gesichert. Kaum eine Auge richtet sich nicht auf ein vorbeifahrendes Boot, und kaum ein Gefährt weckt mehr Sehnsucht nach Freiheit und Reisen, wenn es auf dem Wasser dahintreibt. Die Stunde der Boots- und Yachtbesitzer.

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Artikelsignatur: Marc Störmer | Autoren-Ressort: mstoermer.reporters.de
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