Hochgradig gefährlich: Akkus aus Einweg-E-Zigaretten nachladen

Verfasst von: Kai Pistorio
Das Bild zeigt eine Einweg-E-Zigarette, die Dampf ausstößt.
Das Bild zeigt eine Einweg-E-Zigarette, die Dampf ausstößt.  Bild: mit Künstlicher Intelligenz generierte Grafik
Im Internet tummeln sich immer wieder Videos, bei denen der gesunde Menschenverstand sagen müsste: Dein Ernst? Und doch glaubt der ein- oder andere, was dort gezeigt wird – augenscheinlich scheint es ja zu funktionieren. Im konkreten Beispiel geht es um Bastler und die derzeit beliebten Einweg-Shishas, auch E-Zigaretten genannt. Die Videos zeigen, wie man die Akkus der Geräte entfernt, nachläd und in eigenen Projekten verwenden könnte. Das ist hochgradig gefährlich!

In stundenlangen Recherchen sollte zunächst festgestellt werden, ob es sich bei den verbauten Stromquellen tatsächlich immer um wiederaufladbare Akkus handelt, oder ob auch herkömmliche Lithium-Batterien verbaut wurden. Auch, wenn es noch nicht abschließend geklärt ist, sprechen die allermeisten Berichte von Akkus als Stromquelle, die tatsächlich, zumindest theoretisch, wieder nachgeladen werden könnten. Der Selbstversuch zeigte schließlich: Es ist schon nicht ganz ungefährlich, die Zellen überhaupt aus dem Gehäuse zu bekommen. Einige waren eingeklebt und nur mit sehr dünnen Kabeln versehen. Bereits hier besteht die erste Möglichkeit, einen Kurzschluss am Akku zu erzeugen. Da man beim Ausbau teilweise recht rabiat vorgehen muss, besteht zudem die Gefahr, dass die Zelle beschädigt wird.

Hat man es endlich geschafft, die Zelle freizulegen, waren auf keiner einzigen Zelle genaue Angaben zum Hersteller, des Energieträgers (Lithium, Lithium-Polymer, usw.), der Kapazität oder der Lade-/ Entlade- und Nutzungsströme aufgedruckt. Mit ein wenig Glück war ein Barcode oder eine Nummer aufgedruckt. Recherchen zu diesen Zahlen im Internet gingen selbstredend ins Leere. Es ist also unklar, ob es sich tatsächlich um einen Akku handelt, mit welcher Leistung geladen werden sollte und welcher Strom maximal abgegeben werden kann. Diese Werte spielen eine nicht unwichtige Rolle für die spätere Verwendung.

Die KI Gemini schreibt dazu: „Die Zellen sind für den Betrieb in einem einzigen, sehr niedrigstromigen Einweggerät optimiert und können für andere Anwendungen (wie stärkere Vapes, Taschenlampen oder Powerbanks) leistungsmäßig völlig ungeeignet sein“ Was für kleinere Arduino-Projekte möglicherweise noch ausreichend ist, kann also bei Verbrauchern mit hoher Leistung nach hinten los gehen. Hinzu kommt, dass die Zellen selbst in der Regel nicht über die sonst üblichen Schutzfunktionen verfügen. Einen integrierten Schutz vor Überladung, Tiefenentladung oder Kurzschluss gibt es bei den allermeisten verbauten Zellen in den Einweg-Inhalatoren nicht. Sie sind, wenn überhaupt vorhanden, auf der Platine untergebracht.

Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4​ oder LFP), die als (nahezu) nicht brennbar gelten, sind zu teuer und werden in aller Regel nicht in Wegwerfprodukte eingebaut. Hier kommen gewöhnliche Lithium-Zellen zum Einsatz. Die genannten, fehlenden Schutzfunktionen können zum sogenannten „Thermal Runaway“ (unkontrollierte Überhitzung bis hin zum Brand) führen. Auch die Energiedichte ist hier niedriger, als bei herkömmlichen Li-Ion-Zellen. Die Akkus müssten ein gutes Stück größer sein, um ein gleiches Ergebnis zu erzielen. Es liegt auf der Hand, dass die Hersteller nicht daran interessiert sind, teurer zu produzieren, als nötig oder ein Produktdesign ändern, dass sich etabliert hat.

Fazit: Auch, wenn eine Weiternutzung der Zellen aus alten Einweg-Shishas theoretisch möglich wäre, steht der spätere Nutzen in keinerlei Relation zum Risiko. Eine unsichere Datenlage erschwert es abzuschätzen, wie stark die Zellen beansprucht werden können. Eine Überlastung und fehlende Schutzkomponenten können eine gefährliche Brandgefahr werden. Bitte sammeln Sie diese Geräte und geben Sie sie nach der Nutzung an die Verkäufer zurück oder geben Sie sie in eine Sammelstelle. Elektronik, insbesondere mit Akkus, gehört nicht in den Hausmüll. Bedenken Sie, dass auch die Sicherheit der Müllwerker (der Müllabfuhr) und der Mitarbeiter der Deponie gefährdet werden könnten.

Suchbegriffe, Druckversion und Feedback

Artikel wurde veröffentlicht: PDF erzeugen Inhalt beanstanden
Torsten Hammerschmidt Torsten
Hammerschmidt Weitere Artikel

Ressort-News: Neueste Artikel

Ressort-News: Meist gelesene Artikel

Feeds RSS Feeds