Tarantella auf der Berliner Alle der Klänge

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
„ Utopie als der Mythos vom Neuen Anfang ist die Reise in die Vergangenheit der Menschheit „ (Johannes Odenthal) Im 18. Jahrhundert wurden Kunst- sowie Musikdarbietungen selten für zahlendes Publikum gegeben. Musiker spielten auf Marktplätzen, in Gaststätten, oder Privaträumen, um eine Botschaft zu verbreiten oder einfach nur zum geselligen Miteinander.In Italien wird dieser alte Brauch weiterhin gepflegt. Die geheimnisvolle Tarantella mit ihrer verbalen emotionalen Tiefgründigkeit gehört zur internationalen Lebensart.

Auf öffentlichen Plätzen und in Wirtshäusern begegnen sich die Musiker mit ihren Kompositionen und tragen ebenfalls ihre Fehden vor den Gästen aus. Der verbale Schlagabtausch, sowie die ironischen und „charmanten“ Hinweise auf die eigentliche Problematik, wirkt wie wahre „House Musik“ aufklärend und bewusstseinserweiternd. Ursprünglich verwurzelt in Apulien in der süditalienische Stadt Tarent, wird der Tarantella-Tanz erstmalig 1674 dokumentiert. Der Name verweist ebenfalls auf die im Mittelmeerraum beheimate Tarantula-Spinne. Gegen ihren schmerzhaften Biss, um den sich Mythen einer lebenslangen Verbindung zum Wirt ranken, soll die Tarantella Abhilfe leisten. Ihre Historie sowie die Spieltechnik erfährt im19. Jahrhundert - zur Zeit der Romantik - durch die Instrumentalmusik europaweit Verbreitung.

Kultur-Haus
Französischer TU-Student auf derAlle der Klänge
Anwohner-Domizil
Gondel-Dame (Bild: Selena Plaßmann)

Der neapolitanischen Geschwindtanz wirkt dem Volksglauben nach nicht nur therapeutisch gegen Spinnen oder Skorpions-Bisse, sondern als Heilmittel um Gifte aus dem menschlichen Körper zu vertreiben. Im 17 Jahrhundert wurden die „therapeutischen Musikanten“ öffentlich besoldet. Sie besuchten Leidende zu Hause und spielten die Tarantella bis zum Morgengrauen. In der komischen Operette „ Eine Nacht in Venedig“; „ Komm in die Gondel“ (Johann Strauss), zeigt Caramello der Leib-Barbier des Herzogs „alten Freunden“ die Gesang und Tanz mögen eine neue Tarantella.„Flink wie die Forelle, vorwärts bis zur Tageshelle.“ Der Herzog der „schöne Frauen, Scherz und Glanz“ vergöttert, begehrt auf einem venezianischen Maskenball die kapriziöse Barbara. Diese Dame ist jedoch nicht gewillt den herzoglichen Appetit des Kavaliers zu stillen. Aus diesem Grund vermutet „der Herzog von Urbino“ an Herzschmerzen zu leiden. Zum Glück gibt es Tarantella kundige Leib-Barbiere.

Hill und Ray-Alle der Klänge
Garten-Pforte
Klang-Kulisse Schäfersee
Naturschauplatz (Bild: Selena Plaßmann)

Tarantella die nicht selten in Maskierungen und mit schauspielerischen Intermezzos gefeiert wird, gehört zur Alltagskultur. Die unbefangene Lebensfreude des „Dolce Vita“ wird in dem wiederkehrenden Berlin-Event „Allee der Klänge“ unübersehbar. Das Kulturprojekt inszeniert von „Kirschendieb & Perlensucher“ lädt das Publikum auf eine musikalische und interkulturelle Reise ein. Von Seniorenresidenzen „Gastronomie“-Gärten, Balkonen und Hinterhöfen sind die inspirierenden Weisen zu vernehmen. „ Er selbst ruhte auf einer Bank in einiger Entfernung und überließ sich ganz den schwebenden Tönen, die in der Nacht um ihn säuselten.“ (Goethe). Die harmonischen Grundtöne und die Eigenschwingungen verändern die individuelle Alltagsbefindlichkeit. Mit Esprit und Kreativität verführen die kostenlosen Freiluftveranstaltungen auf den “Klangstraßen“ zum geselligen Austausch. Auf stimmungsvoll arrangierten Hinterhöfen;- mit Kübelpflanzen, wildem Wein und Früchten zum verkosten, philosophieren und feiern die Anwohner - auch mit unerwarteten Gästen - bis zum Morgengrauen.

Torsten Hammerschmidt Torsten
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