Ein venezianisches Denkspiel entsprungen der Feder Giacomo Casanova

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Venezianische Serenade
Venezianische Serenade  Bild: Selena Hildebrand
Die Maskenzeit begann in Venedig zur Zeit des Rokoko im Winter und zog sich bis zum Sommer hin. Dadurch wurde es vereinfacht, sich über Klassenschranken hinweg in einen fremden Lebenswandel einzufühlen und sich für Bekanntschaften oder amouröse Begegnungen zu öffnen. Da bei diesem Spiel durchaus Geschlechterrollenwechsel üblich waren, kam es zu überraschenden Offenbarungen, wenn in den privaten Gemächern für die Poesie des Körperspiels die Masken abgenommen wurden.

Casanova selbst liebte es, Masken zu tragen und Rollen zu spielen. Doch auch wenn er sich durch die Maske äußerlich veränderte, blieb er seinem Charakter treu. Er zeigte sich stolz, freiheitsliebend und neugierig, amourösen Verflechtungen bis auf den Grund zu gehen. Die Lust der Sinnlichkeit steigerte sich für ihn mit der Intensität der Liebe. Die Glückserfahrung der Verliebten entsprang ihrer Übereinstimmung. Casanova war jedoch nicht nur als Feinschmecker und adrett gekleideter Verführer bekannt. Er galt als einer der welterfahrensten Chevaliers seiner Zeit. Noch immer ist der Karneval in Venedig ein Relikt dieser exquisiten Kultur, in der er einst zu Hause war.

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Der brillante Alberto Fortuzzi der sein Handwerk bei Dario Fo erlernte und der Commedia dell´ Arte treu geblieben ist, spielte auch im Zimmertheater der Schwartzschen Villa in Berlin den berühmten venezianischen Abenteurer Giacomo Casanova. In dem komödiantischen Leckerbissen des Regisseurs Holger Schulze fand Casanova am Ende seines Lebenswegs auf Schloss Dux seine letzte große Liebe. Jeden Tag brachte ihm die züchtige Haushälterin Sophie, gespielt von Birgitt Schneider, die Mahlzeiten und hörte sich brav seine Erzählungen an, bis er ihre Keuschheit verführerisch auf die Probe stellte.

Die Grafen von Waldstein hatten das Schloss als Renaissancebau erworben und zu einem Barockschloss umbauen lassen. Casanova war dort als Bibliothekar angestellt, schrieb seine Memoiren und beendete Icosameron - einen utopischen Roman. In seiner Jugend wurde ihm eine geistliche Laufbahn angetragen. Dies vertrug sich jedoch nicht mit seiner Leidenschaft, die sinnlichen Genüsse zu kultivieren, einer geheimen Loge anzugehören und sich für magische Praktiken zu begeistern. In seiner Jugend lebte er in der Calle della Commedia nahe dem Teatro San Samuele, wo er im Theaterorchester als Geiger spielte.

Die Scharfsinnigkeit und Aufrichtigkeit, mit denen er seine Bekenntnisse selbst der höfischen Gesellschaft vortrug, trugen ihm nicht nur Freundschaften ein. Die Auseinandersetzung mit Denunziationen gehörte zur Routine im inquisitorischen Tribunal. Der Mythos über Casanovas Ausbruch aus dem Staatsgefängnis rückte das Interesse an seiner Person in den Mittelpunkt. Die Abenteuer auf seiner Flucht sind ein eindrucksvolles Zeugnis einer kulturgeschichtlichen Reise. Ein venezianisches Denkspiel entsprungen der Feder Giacomo Casanovas. Casanovas Aufzeichnungen geben nicht nur einen Einblick in die Dichtkunst der Liebe, sondern bewahren das authentische Gemälde einer versunkenen Zeit.

Torsten Hammerschmidt Torsten
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